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Vortragsreihe im Tagungshaus Wörgl mit dem Theologen Erich Jell über das Markus-Evangelium
vero / 24.07.2013 23:23
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Erich Jell stellt seine Erkenntnisse, die er aus der wissenschaftliche Arbeit über das Evangelium nach Markus gewonnen hat, ab Herbst im Tagungshaus Wörgl im Rahmen einer Vortragsreihe vor.

Ganz genau hinschauen auf das Wesentliche, genau hinhören auf die ursprüngliche Botschaft Jesu, auch wenn das ein Aufbegehren gegen verkrustete kirchliche Strukturen bedeutet - diesen steinigen Weg ging Wörgls ehemaliger Pfarrer Erich Jell. Das Markus-Evangelium faszinierte den Priester in Pension seit jeher und nach seinem Rückzug aus dem aktiven Kirchendienst machte sich der analytische Forschergeist auf den Weg zur Quelle.

Was hat der Autor geschrieben - und wie wurde es übersetzt? "Es macht einen Unterschied in der Interpretation, wenn im Griechischen das gleiche Wort für Vollmacht erhalten und sich die Freiheit nehmen verwendet wird", erklärt Erich Jell. Der kleine, feine Unterschied hat gerade bei diesem Beispiel ganz große Auswirkungen: Beruft man sich auf äußere Autoritäten oder handelt man eigenverantwortlich? Das Markus-Evangelium sieht in der Botschaft Jesu das Aufheben der alten, hierarchischen Gesellschaftsordnung - bei Jesus sind alle Menschen gleich viel wert, unabhängig von Geschlecht, Volkszugehörigkeit, Vermögen oder Bildung. Die alte Obrigkeits-Hierarchie wird von einer Netzwerk-Gesellschaft abgelöst", drückt es Erich Jell mit heutigen Begriffen aus.

Die Autoritätsfrage...

"DU bist mein geliebter Sohn (Mk 1,9-11) - dieses Zitat ist Ausgangspunkt des ersten Abends am 26. September 2013 unter dem Motto "Jesu Eigen-Sinn: Menschensohn und Gottes Sohn". "Seine Erfahrung Gottes in der Taufe am Jordan ermächtigt Jesus, in unverwechselbarer Weise `ICH BIN´ zu sagen. Er steht für diese Erfahrung mit seiner ganzen Person ein, beruft sich nicht auf `äußere Autoritäten´ und lässt sich durch nichts und niemanden davon abbringen", erklärt Erich Jell und lädt ein: "Erkenne ich wieder, wen Jesus hört - und was? Es ist ja auch uns gesagt."

Verborgene Ordnungskräfte im Text

Beim Lesen des griechischen Original-Textes entdeckte Erich Jell noch eine Besonderheit, die durch "sprachliche Beschönigung" bei der bisherigen Übersetzung ins Deutsche verloren gegangen war: Verborgene Ordnungskräfte in Form von Zahlenrhythmen, um die es am 24. Oktober geht. "Markus hat die Worte für seinen Text ausgezählt, sein Evangelium Jesu Christi mit Worten und Zahlenrhythmen durchkomponiert. Diese unauffällige Präzision erinnert an verschiedene Handarbeits-Techniken wie Sticken, Klöppeln oder Weben", so Jell, der in Markus Sprache handwerkliche Meisterschaft für ein "exquisites literarisch-spirituelles Kunstwerk" erkennt: "Markus verwendet Zahlenryhthmen wie die 3, die 7, die 10, die 12, die 7 + 1 als text-interne Ordnungskräfte für die unerhörte Botschaft Jesu und ihre Wirkungen."

Frauen und Männer

Einen eigenen Abend widmet Jell dem Thema Frauen und Männer am 21. November 2013. "Dein Vertrauen/Glaube gerettet hat dich" lautet die wortgetreue Übersetzung jenes Zitates von Jesus, das im Markus-Evangelium jeweils zu einer Frau und später zu einem Mann gesagt wird. Jell: "Was auf den ersten Blick zufällig erscheint, ist ein konstitutives, wesentliches Kompositionselement dieses Evangeliums: Markus gestaltet die Gleichwertigkeit von Frauen und Männern, wie Jesus sie praktiziert, durch das ganze Evangelium hindurch. Aufregend..."

Vertrauen

In der Dynamik des Vertrauens liegen heilende Kräfte - was bedeutet das für unsere Beziehungskultur? Diesen Aspekt beleuchtet der vierte Abend am 16. Jänner 2014. "Jesus zieht die Menschen an: wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Kunde von seinen heilenden Kräften/Kraft(taten) - Lebenschancen für Leidende und ihre Angehörigen, Gemeinschaft für sozial und religiös Ausgegrenzte. Mit dem Schlüsselwort d´ynamis - Kraft, Stärke - verdeutlicht Markus, dass die Kraft(taten) Jesu Ausdruck von intensiven, vertrauensvollen Beziehungsenergien sind, die ihren Ursprung in der Kraft Gottes haben. Ohne Vertrauen kann und will Jesus nicht wirken", betont Erich Jell.

Erich Jells wissenschaftliche Arbeit über das Markus-Evangelium unter dem Titel "Komm - ins Offene..." umfasst fünf Bände mit der Übersetzung des Originaltextes und Lese-Hilfen sowie des griechischen Originaltextes, transskribiert in lateinische Schrift mit deutschen Untertiteln und Tempus-Angaben aller Verba/Tunwörter in sprech-rhythmischer (Kola-)Schreibweise. Interessierten stellt Erich Jell seine Arbeit gegen Erstattung der Kopierkosten zur Verfügung.

Für die Veranstaltungsreihe "Ein `junger Wilder´ erzählt Jesus" im Tagungshaus Wörgl, die neben dem Vortrag auch Seminar- bzw. Workshopcharakter aufweist, ist aus organisatorischen Gründen eine Anmeldung erforderlich unter Tel. 05332/74146 oder unter info(at)tagungshaus.at Bei der Veranstaltungsreihe sind keine Vorkenntnisse erforderlich, die Teilnahmegebühr pro Abend beträgt 7 Euro. Wie das Tagungshaus mitteilt, werden TeilnehmerInnen, die alle vier Termine buchen, bevorzugt.