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Bericht von Wilhelm Maier
vero / 09.11.2013 14:40
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Wörgl  Brauchtum  Perchten  Sicherheit  Polizei 

Die Polizei informierte im Feuerwehrhaus Wörgl über gesetzliche Rahmenbedingungen zum Perchtenbrauchtum.

Initiiert wurde dieses Treffen vom Wörgler Polizeiinspektionskommandanten Hubert Baldemair. Er konnte  dazu u.a. Bgm. Hedi Wechner (Wörgl), Josef Haaser (Angath), Walter Osl (Angerberg), Hermann Ritzer (Bad Häring) sowie Vbgm. Gerhard Weichselbraun (Mariastein), Mario Wiechenthaler (Stadtmarketing Wörgl), Bezirkspolizeikdt. Obstlt. Walter Meingassner, der Kommandant der Stadtpolizei Kufstein Hartwig Bamberger sowie vom LKA Innsbruck Manfred Moser (gerichtl. beeidet. Sachverständiger f. Pyrotechnik und zivile Sprengstoffe) und Robert Lauf als Sachverständigen für Veranstaltungswesen begrüßen. Zudem waren Vertreter von 15 Perchtenpassen, Kameraden mehrerer Feuerwehren und Beamte diverser Polizeiinspektionen zur Veranstaltung gekommen, dabei auch ein Spezialist in Sachen Verkauf von pyrotechnischen Artikeln, Gerhard Hechenblaikner von der Firma HTHpyrotec in Reith/A.

Grund für dieses erste Vernetzungstreffen seien die rechtlichen Unklarheiten bei  Perchtentransporten und im Umgang mit pyrotechnischen Mitteln, da es immer wieder zu zum Teil schweren Unfällen gekommen sei, erklärte Baldemair. "Solche Unfälle gilt es durch Informationen und Bewusstmachen über die Gefahren im Umgang mit pyrotechnischen Mitteln und Veranlassung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen zu verhindern."

Manfred Moser vom Landeskriminalamt informierte über Pyrotechnik-Anwendungen.

Unklarheiten bestehen beim Perchtentransport, insbesondere beim Transport der Perchten in Bussen. "Hier bedarf es noch einer rechtlichen Abklärungen", so der PI Kommandant. Aber auch der Transport auf Ladeflächen und Anhängern schafft immer wieder Probleme. Die Hörnerlänge ist ein weiteres Thema und stelle eine Gefahr dar, die nicht unterschätzt werden dürfe. So sind in Wörgl Hörner über 40 cm Länge nur bei abgesperrten Veranstaltungen mit doppeltem Sicherheitsgitter erlaubt.

Manfred Moser vom LKA referierte mit Unterstützung einer Powerpoint-Präsentation und mitgebrachten legalen und illegalen pyrotechnischen Artikeln und zeigte auf, wie ungemein wichtig der richtige Umgang mit pyrotechnischen Mitteln sei. "Das Hauptproblem ist dabei der Sicherheitsabstand. So entwickeln sich beim Abbrennen von Raketen und dergleichen  Temperaturen von 1800 bis 2000 Grad, ja selbst beim Abfall der Verbrennungsschlacke herrschen noch Temperaturen von 400 Grad Celsius", so Moser. Auch müsse es jeder Pass bewusst gemacht werden, dass der Rauch nicht einfach nur normaler Verbrennungsrauch ist, sondern meistens toxische Stoffe enthält, also hoch giftig ist. "Jeder Perchtengruppe soll einfach bewusst werden, dass der Umgang mit solchen gefährlichen Stoffen einfach gewissen Vorraussetzungen, Gesetzen  und Grundprinzipien unterliegt. Ein Um und Auf ist, pyrotechnische Artikel nicht im Ausland zu kaufen. Besonders Artikel aus den ehemaligen Ostblockländern sind oft wegen unterschiedlicher Zündzeiten und hoher Mengen an Sprengmittel höchst gefährlich und bei uns weder erlaubt und schon gar nicht genehmigt. So kam es aufgrund zu verführten Explosionen zu schwersten und tödlichen Verletzungen", so Moser. Er  beendete seinen hochinteressanten Vortrag mit Schockbildern. Bilder von schwerstverletzten und getöteten Personen, die den Umgang mit Raketen und dergleichen unterschätzten. Diese zeigten dann auch bei den Perchtengruppen, zumindest momentan, eine gewisse Schockwirkung.

Im Anschluss gab es heftige Diskussionen, wobei sich nicht gerade alle Beteiligten der Perchtengruppen einsichtig zeigten.  Die meisten der Gruppen sind der Auffassung,  dass alles richtig gemacht wird bei ihren Auftritten. Einer der Mitglieder einer Perchtengruppe warf die Frage auf, wie viele Unfälle es pro Jahr geben würde, wobei er meinte, dass es sicherlich nur zu einem oder zu zwei Unfällen pro Jahr oder alle zwei Jahre kommen würde. Hier ist wohl unbedingtes Umdenken erforderlich! Nicht wie viele Unfälle es pro Jahr gibt darf die Frage sein, sondern was kann man tun, dass es KEINEN Unfall mit Verletzten mehr gibt. Denn jeder Unfall, jeder Verletzte und sei es eine noch so leichte Verletzung,  ist einer zu viel! Soweit soll und darf es nicht kommen!  Hier dürften manche Perchtengruppen und Verantwortungsträger solcher Perchtenveranstaltungen nicht daran denken, dass es im Falle eines Unfalles zu strafrechtlichen und privatrechtlichen Folgen kommen kann, mit Haftung auch mit dem Privatvermögen! Vielleicht wäre es einmal gut über folgenden Spruch nachzudenken: „Weniger ist oft mehr!“

Text und Bilder: Wilhelm Maier