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Philosophisches Café mit Dr. Eugen-Maria Schulak am 18.10.2014 am Biohof Pinnersdorf

Der Wörgler Maler und Musiker Sepp Rangger lieferte die musikalische Umrahmung des philosophischen Cafés am Tennboden des Biohofes Pinnersdorf. Der Rettenschösser Maler Pepi Huber präsentierte Bilder, u.a. von Gabi Brunners Yaks. Bio-Austria-Obfrau Christina Ritter bei der Begrüßung.

Eine Antwort auf die Fragestellung gab Wörgls Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner bereits bei der Begrüßung in der Tenne, indem er Lebensqualität in Zusammenhang mit Lebenszufriedenheit brachte und feststellte: „Bäuerliche Landwirtschaft steigert unsere Lebensqualität, weil sie uns glücklich macht.“

Dr. Eugen-Maria Schulak ging zunächst auf die geschichtliche Entwicklung des Handwerks ein, das im Mittelalter mit der Gründung der Städte eine Hochblüte und seit dem 18. Jahrhundert mit dem Einsetzen der Industrialisierung und Massenproduktion eine Durststrecke erlebte. Dass sich heute das billigere Massenprodukt gegenüber dem handwerklich hergestellten durchsetzt, sei Folge der Vermassung der Menschen und der Geldpolitik. Wer trotzdem am Handwerk festhält, lebt oft am Existenzminimum. Was dazu führe, dass Handwerksbetriebe zusperren – so gäbe es in Wien keine Fleischhauer-Lehrlinge mehr.

„Ich gehe davon aus, dass wieder ein Publikum für Handwerk entsteht, der Tiefpunkt der 1970er, 1980er Jahre ist überschritten“, ist der Philosoph überzeugt. Dass die „billig ist besser“-Mentalität überwunden wird, stehe in Verbindung mit der Sinn-Findung. Das Handwerk bringe ein Werk hervor, nicht nur ein Produkt. Wird das Werk als Ergebnis des Schaffensprozesses erlebt, belohnt es die Arbeit dafür anders als der Lohn für einen Job, den man nur des Geldes wegen erledigt. Wer Jobs erledigt, werde zum Lohnsklaven. Diese Mühsal wolle der Mensch dann mit Konsum, Freizeit und Urlaub kompensieren. Wenn alle Gedanken ums Geld kreisen sei das ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft das Ziel aus den Augen verloren habe.

Wörgls Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner (Bild Mitte) erinnerte daran, dass Dr. Eugen-Maria Schulak bereits einmal in Wörgl zu Gast war - als Referent beim ersten Philosophischen Café im Wörgler Stadtcafé, bei dem es um Toleranz ging.

Beim Job für Geld fehle der Anreiz des Berufes, Meister zu werden. Nur lebenslanges Üben führe zur Meisterschaft. Handwerk sei eine Hingabe an eine Sache, die man lieb gewinnt, und daraus ergäbe sich ein Weg, der Sinn stiftet. Dem Zusammenhang von Lebensqualität und bäuerlicher Landwirtschaft in den Alpen spürte Dr. Eugen-Maria Schulak in Interviews mit Bauernfamilien nach. Der handwerkliche bäuerliche Betrieb sei für die Kinder besonders wichtig – sie erleben ihre Eltern als Vorbild, beginnen früh spielerisch mit zu arbeiten und lernen nützliche Dinge.

Wie entsteht nun aber Nachfrage nach handwerklichen und bäuerlichen Erzeugnissen? Durch bewussten Einkauf von Gütern, die dem Leben Bedeutung geben können. Ein Ansatz dazu sei der Lebensmitteleinkauf: „Die Menschen haben große Sehnsucht nach gutem Essen", so Schulak. Und wie die Biolandwirtschaft diese stillen kann, zeigte nach der Diskussion der Brunch in der Scheune, bei dem u.a. auch Yak-Bratwürste verkostet werden konnten.  

Unter den Gästen in der Scheune, die den Ausführungen des Referenten Dr. Eugen-Maria Schulak (Bild Mitte) aufmerksam folgten, war auch Wörgls Vizebgm. Dr. Andreas Taxacher. Vor dem anschließenden Brunch stellten der Maler Pepi Huber und der Kunstschlosser Herbert Gwercher, Entwickler und Erbauer der Simonson Herdgriller, ihre Arbeit vor.